NEUE MODELLE ist eine Reihe von Porträts und Interviews von und mit Menschen und Initiativen, die das Bild der Welt von morgen prägen. Mode, Food oder Design …welche Produktionsalternativen gibt es? Mit welchen können wir etwas bewegen, und warum?
Auf unserem letzten Ausflug trafen wir Lolita Sène, eine 33 Jahre junge Winzerin. Sie erzählt uns (mit Leidenschaft) von ihrer Beziehung zur Erde, ihrem Beruf und ihrem nie langweiligen Arbeitsalltag.
Rückkehr zur Erde
Vor wenigen Jahren noch arbeitete Lolita Sène im Pariser Nachtleben. Nachdem sie ihr Studium in Agrarwissenschaft wieder aufgenommen hatte, entdeckte sie ihre Liebe zum Wein. „Ich hatte das Glück, ein Praktikum in einem Restaurant in Montpellier zu absolvieren, dessen Sommelier ein überzeugter Liebhaber von Naturwein war. Er hat mich einige Spitzenweine kosten lassen, und es war der Beginn meiner bis heute währenden Leidenschaft. Anschließend habe ich in Weinkellereien in Paris und in Kanada gearbeitet. 2017 kündigte mir eine befreundete Journalistin an, dass sie Winzerin werden wolle. Da habe ich mir gesagt, warum nicht? Im darauffolgenden Jahr bin ich nach Südfrankreich gezogen und habe mein Projekt gestartet.“
Lolita Sène, heute Besitzerin eines Weinguts in Saint-Victor-la-Coste im Departement Gard, bezeichnet sich selbst als „ein Kind der Natur. Die Erde ist meine Lehrerin, für die ich große Bewunderung verspüre. Sie ist wie eine große Schwester, die mich bei der Hand nimmt, damit wir gemeinsam vorankommen“, vertraut sie uns an.
Die gegenseitige Hilfe der Winzer
Angesichts der Größe ihres Guts [sie besitzt 1 Hektar Rebfläche, Anm. d. Red.] arbeitet sie allein: „Ich pflege die Reben, bearbeite die Erde, säe, alles ganz allein. Aber es gibt eine echte Kameradschaft zwischen den Winzern, insbesondere hier im Gard. Man nennt das die gegenseitige Hilfe der Winzer.“ Diese Solidarität ermöglicht es ihr, ohne finanzielle Gegenleistung Ausrüstung von ihren Kollegen auszuleihen oder sie um Rat zu bitten. Sie allein wählt auch die Namen ihrer Weine (weit entfernt von den sehr viel konventionelleren Namen der Bordeauxweine) und kümmert sich um die (stets sehr modernen) Etiketten. Als Designerin folgt sie dabei ihrem Instinkt und ändert die Etiketten regelmäßig, getrieben von dem Wunsch, den Käufer aus dem Konzept zu bringen.
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Eine Frau als Winzerin
Sich in einem historisch von Männern geprägten Milieu zu etablieren, ist nicht einfach: „Aber in der Weinbranche ist die Frauenfeindlichkeit weniger direkt, nicht so krass wie in der Gastronomie. In der ersten Zeit wurde ich immer gefragt, wo mein Mann sei, weil die Leute mit nicht zutrauten, dass ich das alleine schaffe. Inzwischen habe ich mir einen Namen gemacht: Ich bin Lolita, einfach Lolita.“
Wie wählt man einen guten Wein aus?
Das ist eine Frage, die häufig gestellt wird. Leider gibt es nicht einen einzigen richtigen Weg. Lolita empfiehlt, „Wein bei einem unabhängigen Weinhändler, nicht im Supermarkt zu kaufen. Ein guter Wein ist ein Wein, der das Herz zum Flattern bringt, während chemische Weine eine Art Zwangsjacke anhaben. Sie können auch die RAISIN-App herunterladen, in der Weinkellereien, Bars, Weinhändler und Restaurants verzeichnet sind, die Naturwein führen.“
Wo findet man den Wein von Lolita Sène?
Le Lieu du Vin, 3 avenue Gambetta, 75020 Paris.
Le Cave (du Chateaubriand), 129 avenue Parmentier, 75011 Paris.
Le Garde Robe, 41 rue de l’Arbre Sec, 75001 Paris.
Und im Internet: www.vinscheznous.com
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