Pascale Mussard, Päpstin der Design Parade

Ihre Zuhörer lassen sich von ihrer Leidenschaft mitreißen. Pascal Mussard, Gründerin der Marke „petit h“ des Hauses Hermès erfindet seit 40 Jahren, auf spielerische Weise, immer neue Verbindungen zwischen Know-how und Handwerk. Ihre neuste Laune? Der Vorsitz der 4. Ausgabe der Design Parade, dem internationalen Festival für Innenarchitektur in Toulon. Wir haben sie, anlässlich der ersten Partnerschaft mit American Vintage 2019, getroffen.

Die »Design Parade« findet vom 27. bis 30. Juni in Toulon statt. Wie beschreiben Sie dieses Festival?

Die Design Parade verfolgt das Ziel, der Öffentlichkeit und den Fachleuten zeitgenössische Kreationen im Bereich der Innenarchitektur vorzustellen. Jedes Jahr wird zehn jungen Designern im Rahmen eines Wettbewerbs die Gelegenheit geboten, Ihre Arbeiten zu zeigen und dabei von einer außergewöhnlichen Betreuung zu profitieren. Das Mode-Festival der Villa Noailles sowie die Design Parade wurden von Jean Pierre Blanc ins Leben gerufen. Dabei geht es um die Erziehung des Blicks, darum, Berufungen zu schaffen, Kreativität zu belohnen und die Wichtigkeit der Festivals dieser Art zu betonen, um die Welt der Kreation von morgen in den Vordergrund zu stellen.

Toulon, Hyères… Welche Verbindung besteht zwischen diesen beiden Veranstaltungen?

Das Festival ist außerdem eine Hommage an Charles und Marie Laure Noailles, ein bekanntes Spenderehepaar, welches Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend zu der Bereicherung der französischen Kultur beitrug, indem es Künstler in allen Bereichen förderte. Dazu gehören Man Ray, Alberto Giacometti, Salvador Dali, Jean Cocteau, Francis Poulenc, Luis Buñuel, André Breton etc… Um diese Tradition weiterzuführen, ist das Festival sehr darum bemüht, der Vision der Familie Noailles treu zu bleiben und die Wahl der Werke ihn ihrem Sinne zu treffen.

François Champsaur (seine Arbeit, Abbildung oben) präsidiert dieses Jahr die Jury der Design Parade in Toulon.

Das Festival gehört heute zu einem der wichtigsten französischen Festivals im Bereich der Kreation. Ist es wichtig, Südfrankreich in den Fokus zu bringen, da gewöhnlich alle Augen auf Paris gerichtet sind?

Ich denke, es geht nicht um einen Konkurrenzkampf mit Paris, aber Jean Pierre Blanc, Direktor der Villa Noailles, bestürzt darüber, dieses historische Erbe verfallen zu sehen, schlug Hubert Falco, Präsident der Region Toulon Provence Méditerranée, zu der auch die Stadt Hyères gehört, vor, diesem Schmuckstück der Architektur seinen ursprünglichen Glanz zurückzugeben. Jean Pierre war vorausschauend und bemüht, dem Süden eine Stimme zu verleihen. Die Region steht im Fokus der zeitgenössischen Kunstszene: Marseille, beispielsweise, erlebt einen beachtlichen Aufschwung, die Bienale von Vallauris konnte modernisiert werden, die Stiftung Carmignac auf Porquerolles wurde 2018 eingeweiht… Und dieses Jahr betonen weitere Initiativen diesen Elan: Die Schule Comando bietet nun ein Master in Design an, im Centre Goerges Pompidou findet eine Ausstellung mit dem Titel »Nouvelles vagues« statt, die Strandmobiliar und aufblasbare Strukturen präsentiert… Es ist viel los, im Süden und wir sind stolz darauf, Teil davon zu sein.

Kim Haddou und Florent Dufourcq, Gewinner der Ausgabe 2018.

13 Persönlichkeiten aus der Welt des Designs und der Architektur bilden die Jury. Welches sind die Auswahlkriterien?

Die Jury trifft jedes Jahr ihre Wahl. Politisch und/ oder poetisch, engagiert und/ oder künstlerisch. Jede Ausgabe repräsentiert aktuelle Formen des kreativen Ausdrucks. Dieses Jahr ist François Champsaur Vorsitzender der Jury und konnte zehn sehr unterschiedliche Kandidaten auswählen, die eine nachhaltige Entwicklung, Ökologie und natürliche Materialen in den Mittelpunkt stellen. Es geht ihnen um unsere Zukunft. Rohmaterialen in ihrem ursprünglichen Zustand sieht man mehr und mehr: „Für die Architektur von morgen benötigen wir beide Hände.“

Welche Bedeutung hat der Preis American Vintage?

Dier Preis American Vintage wird dem Gewinner in der Kategorie Innenarchitektur übergeben. Er oder sie hat die Gelegenheit sich bei der Schaufenstergestaltung ausgewählter Boutiquen der Marke zu verwirklichen und ein erstes professionelles Projekt zu realisieren. Das finde ich sehr interessant, denn es ist eine konkrete Erfahrung und der Grundstein für die künstlerische Kreation der Zukunft!

Foto von Einer: Carole Bellaiche